Fein lustig sprudelt’s bei uns
Vor 200 Jahren glaubte so mancher, Bordelum könnte so etwas wie das Lourdes des Nordens werden, ein (einträglicher) Wasserkurort, an dem die Lahmen laufen und die Blinden wieder sehen lernen könnten.
Nachdem schon 1770 die Bordelumer Quelle von vielen gerühmt wurde und für kurze Zeit Menschen hierherkamen, um geheilt zu werden, erlebte die Quelle ihre Blütezeit von 1808-1810. Der kleine Wasserstrom, von einem Holzzaun umfasst und vom Küster bewacht, wurde zunächst von eher mittellosen Menschen besucht. Doch bald weitete sich der Zustrom aus: Menschen kamen von überall her, die Übernachtungskapazitäten Bordelums waren rasch erschöpft. Eintritt wurde vom Küster für den Besuch der Quelle genommen. Da die Quelle auf Kirchenland liegt, floss das Geld der kirchlichen Armenkasse zu.
Ärzte und Apotheker klagten über oft nachteilige Folgen der Kuren: vermeintliche Heilerfolge durch das Trinken des Wassers und durch äußerliche Anwendung blieben umstritten. Einige geschäftstüchtige Bordelumer gaben im „Altonaer Merkur“ eine großsprecherische Anzeige über eine (Wunder-)Heilkur in Bordelum auf …
Aber all das nützte nichts: schon ab 1811 blieben die Gäste fast ganz aus. Die Wunderkraft der Quelle konnte auf die Dauer wohl nicht überzeugen.
Heute ist die „Brunnenkoppel“ der Kirchengemeinde ein Ort, an dem sich gelegentlich Touristen ausruhen und Jugendliche laue Sommerabende verbringen. Der Ort ist ansprechend, der „Bürger- und Handwerkerverein“ Bordelum hat ihn recht schön gestaltet. Trinken sollte man das Wasser nicht: laut einer Untersuchung ist der Ammonium-Stickstoffgehalt zu hoch!
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke
– so sagt es Jesus von sich im Johannesevangelium. Die Menschen, die damals kamen, dürsteten sicher nach etwas: nach Heilung, nach Wohltat, nach äußerer und innerer Erquickung. Insofern kann die Quelle ein Zeichen sein, wie auch Jesus das Wasser zum Zeichen nahm für den (unerfüllten) Lebensdurst des Menschen.
Und heute? Ist die Quelle „nur noch“ ein schöner Ort am Hang des Stollbergs? Ja, bestimmt. Und doch ist es dort schön, entspannend, ruhig und wohltuend. In den Sommermonaten taufen wir dort in unserem „Quellengottesdienst“: es finden sich immer wieder Familien, die dort eine Taufe feiern wollen – und bestimmt spielt wie in den letzten Jahren das Wetter mit!